Kuratoren der Ausstellung über David Olère - Beate und Serge Klarsfeld
Serge und Beate Klarsfeld haben den Maler David Olère in Paris kennengelernt. Sie sind Freunde geworden und haben nach seinem Tod seine Werke in Museen gebracht. Ein Gespräch über die Bedeutung der Gemälde von David Olère.
Serge Klarsfeld erzählt, dass er die Bedeutung von David Olères Werk sofort verstanden hat, als ich seine Bilder sah. Bilder, die während des Holocaust entstanden sind oder kurz danach beeindrucken mich generell. Denn damals waren die Erinnerungen noch frisch. Viel frischer als 50 Jahre später.
Beate Klarsfeld erinnert daran, dass es viele Ausstellungen über Auschwitz gegeben hat. Jeder hat seinen eigenen Eindruck davon. Aber David ist der einzige Augenzeuge. Jemand, der es gesehen hat, es mit erlebt hatte. Dadurch ist die Aussage bedeutend stärker. Er hat es wirklich gesehen.
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Serge Klarsfeld
Er hat die Gaskammern gesehen. Er sah, wie Menschen im Krematorium ermordet wurden. Es gibt kein Foto davon, was im Krematorium geschah. Nicht ein einziges. Und kein Foto von der Gaskammer. Er war der einzige Mann auf der Welt, der in dieser letzten Phase bei der Ermordung der Juden dabei war und die Fähigkeit besaß, das wiederzugeben, was er gesehen hatte.
Serge Klarsfeld
Wir sind Freunde geworden und als er starb, übergaben mit sein Sohn Alexandre Olère und seine Wittwe sein Werk. Sie wollten, dass ich es in Museen unterbringe. Das habe ich geschafft, aber es war sehr schwierig. Denn sogar Museen waren abgeschreckt. (…) Ein halbes Jahrhundert lang wollte niemand die Bilder von David Olère sehen. Denn sie zeigen den Horror dessen, was passiert ist. Und Leute wollen schöne Dinge sehen. Wenn sie die Bilder von David Olère betrachten, können die den Horror förmlich spüren. Und das wollen sie nicht.
Beate Klarsfeld
Wir haben überall versucht die Sachen zu zeigen, aber die Ausstellungen sind immer ganz kurz gewesen. Es ist jetzt das erste Mal, dass jetzt Auschwitz im vorigen Jahr eine große Ausstellung gemacht wurde, die jetzt nach Deutschland kommt in den Bundestag.
Beate Klarsfeld
Als ich ein kleines Mädchen war im ersten Bundestag 1949, da saßen noch über 100 Nazis, Mitglieder der NSDAP im Bundestag, ja? Heute bin ich 80 und da haben wir im Bundestag die AfD. Es ist wichtig, und wir hoffen auch, dass Afd-Abgeordnete diese Ausstellung sehen werden.
Serge Klarsfeld
Wir denken, dass Menschen viel mehr tun können, als sie denken. Das kann man immer sehen, wenn Krieg ist. Dann schaffen wir es, Außergewöhnliches zu tun. Auch wir sind ganz normale Leute - die besondere Dinge tun. Ich glaube, dass jeder und jede dazu im Stande ist. Heute kämpfen wir besonders gegen die extreme Rechte und die extreme Linke - wir wollen die Demokratie verteidigen.
Autorinnen: Julia Riedhammer, Christine Thalmann