Orte in Auschwitz - Die sogenannte Rampe
Sommer 1944: Von den mehr als 400.000 in Ungarn festgenommenen Juden werden die meisten nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Zwischen dem 15. Mai und dem 18. Juli rollt Zug um Zug in das Vernichtungslager. Mehr als 320.000 Menschen werden sofort in die Gaskammern gezwungen und ermordet.
Das war die neue Entladerampe. Seit Mitte Mai 44 sind in das Lager vor allem die Juden aus Ungarn deportiert worden und hier selektiert worden.
Tag und Nacht haben sie hier Selektion durchgeführt und diese Mörder, die bissige Hunde auf die Neuankömmlinge gehetzt haben, haben zuerst die schweren Schiebetüren von dem Wagen mit Krach aufgemacht und wild auf die noch Lebenden eingeknüppelt, haben sie aus dem Waggon herausgeprügelt, Hundegebell hat sich hier mit dem Gebrüll der SS gemischt. Es ist zu grotesken Szenen gekommen.
Sie wurden zuerst nach Geschlechtern getrennt. Auf einer Seite jüdische Frauen, Schwangere, Mütter mit Kindern und auf der anderen Männer und Jugendliche Jungs über 14. Dann ist ein SS-Arzt gekommen. Josef Mengele hatte in dem Zigeuner Familienlager seine Versuchsstation und er hat zig mal und immer freiwillig an den Rampen und auch im Lager Selektion durchgeführt. Er war charmant und parfümiert und gut aussehend und er hat hier fröhliche Melodien gepfiffen. Er hatte weiße Handschuhe an und einen Gehstock in der Hand, er hat sich in die Mitte der Rampe gestellt und dann jedes Opfer einzeln an sich vorbeimarschieren lassen und nur von weitem und nur oberflächlich hat er sie gemustert.
Sehr wenige hat der Henker, der in der Mitte der Rampe gestanden hat, nach rechts geschickt, das war die Seite der auf Zeit Lebenden, das waren die zum "Leben" im Lager Verurteilten. Nach links hat er alle anderen gelassen, Arbeitsunfähige, die dann in Reih und Glied gescheucht sich in Bewegung gesetzt haben. Und eine große Gruppe von den Todgeweihten ist zu den großen "Duschräumen" marschiert, denn die Nazis haben die Menschen hintergangen, sie informiert, dass sie zum Duschen gehen würden.
Und sie, die Opfer, haben mit Erleichterung einen großen Krankenwagen vorbei fahren sehen. Wenn sie gewusst hätten, dass sich in diesem Wagen die Chemikalien befunden haben, mit denen sie kurz nach der Aufnahme ermordet werden würden, hätten sie sich wohl nicht getröstet gefühlt. Und obwohl täglich Tausende brav dahin marschiert sind, ist niemand zurückgekehrt.